Donnerstag, 18. Oktober 2012

Gedanken zur Trainingsmethoden-Diskussion

Ich muss mich immer sehr beherrschen, wenn so mancher "Show-Hundetrainer" in den Himmel gelobt wird oder ein funkelnagelneues Hundebuch auf den Markt kommt, in dem völlig veraltete Methoden propagiert werden. Wenn dann noch die Diskussionen ausarten, muss ich mich immer ganz schnell aus solchen Foren, etc. zurückziehen, sonst ist mir der ganze Tag verdorben.

Wer sich mit dem Lernverhalten beschäftigt hat - und davon gibt es ja inzwischen doch eine ganze Menge Leute und von einem Fachmann erwarte ich das einfach mal - weiß, wie so ein Hund (nicht nur der, aber um den geht es hier) lernt. Und der kann nicht bestreiten, dass die rabiaten Methoden funktionieren. Und zwar oft sehr viel schneller als alles andere.

Ich fasse mal kurz zusammen. Es gibt vier Möglichkeiten:
  1. Ich tue etwas Angenehmes hinzu (Beispiel: Der Hund bekommt ein Leckerli, wenn er sich setzt)
  2. Ich nehme etwas Angenehmes weg (Beispiel: Ich gehe aus dem Zimmer, wenn der Welpe mich zu sehr zwickt.
  3. Ich füge etwas Unangenehmes hinzu (Beispiel: Ich rucke ordentlich am Stachelhalsband, wenn der Hund zieht)
  4. Ich nehme etwas Unangenehmes weg (Beispiel: Ich lasse den Zug am Hals los, sobald der Hund sich setzt)
Leider funktionieren alle diese Möglichkeiten. Würde nur Möglichkeit 1 und / oder 2 funktionieren, hätten die Trainer, die anders arbeiten, keinen Zulauf. Das Ziel des Hundebesitzers ist schließlich ein "funktionierender" Hund.

Die Frage nach den Nebenwirkungen möchte ich hier mal weglassen. Was ich mich immer frage, sind eigentlich zwei Dinge:
  1. Warum machen (oder lassen machen) Menschen Dinge mit ihren Hunden, bei denen sie eigentlich schon aus dem Bauchgefühl heraus sagen müssten: Das geht gar nicht????
    Wer darauf eine Antwort weiß, möge sie mir bitte geben. Ich habe keine gefunden. Es ist auf jeden Fall nicht so, dass sie ihren Hund nicht lieben oder ihm weh tun wollen - aber trotzdem tun sie es.
  2. Warum werden von durchaus großen und anerkannten Verlagen Hundebücher verlegt, die vor 50 Jahren auf den Markt hätten kommen können? Das Schlimmste an den Autoren finde ich, dass sie ihre Grobheiten unter dem Denkmäntelchen von "Rudelverhalten", "Du musst Dich verhalten wie ein Hund" (besonders witzig an der Leine, weil Hunde sich ja gegenseitig ständig an der Leine führen), etc. verkaufen und behaupten, dass die oben erwähnten Möglichkeiten 1 und 2 nicht funktionieren oder gar gefährlich sind. Und da hört bei mir jedes Verständnis auf. Wenn sich jemand als Fachmann bezeichnet und nicht mal die einfachsten Regeln des Lernverhaltens kennt, dann ist das entweder eine bewußte Täuschung seiner Kunden oder er weiß es tatsächlich nicht besser, sollte dann aber dringend mal sein Wissen auffrischen. Oder verkauft es sich vielleicht nicht so gut, wenn man sagt: Ich arbeite mit Schmerz und Angst der Hunde, das geht viel schneller und man muss auch nicht so viel nachdenken und es funktioniert. Das könnte natürlich den ein oder anderen Kunden dann abschrecken.
So, das musste ich einfach mal los werden. Ich hoffe, dass möglichst viele Hundebesitzer ihrem Bauchgefühl folgen und ihren Hund mit Freude und Spaß und dennoch - oder gerade deswegen? - erfolgreich trainieren.

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